Sehr geehrter Herr Hoof,
dass Dienstleister eine Sparkasse bei Backofficetätigkeiten unterstützen oder gar ganze Marktfolgen übernehmen, ist ja oft ein zweischneidiges Schwert.
Dabei finden sich die Sparkassen schnell in einem Spannungsfeld zwischen notwendiger Sparsamkeit, steigenden externen Kosten und dem Unverständnis der Bevölkerung gegenüber steigenden Preisen und Gebühren wieder.
Was sagen Sie als Vorstandsvorsitzender der Ostsächsischen Sparkasse Dresden und Aufsichtsratsvorsitzender der DSGF zu dieser Thematik?
Die Sparkassen haben den Auftrag, eine zuverlässige Infrastruktur bereitzustellen, um die Bargeldversorgung der Bevölkerung sicherzustellen und die Finanzierung des Mittelstandes zu unterstützen. Das tun sie mit dem dichtesten Filialnetz der Branche, mit Zugang über alle persönlichen und digitalen Kanäle und mit der besten App auf dem deutschen Markt.
Damit sie sich auf dieses Kerngeschäft konzentrieren können, ist es von großem Vorteil, einen verlässlichen Partner an seiner Seite zu wissen. Das spart Kosten, steigert Erträge und ermöglicht, Herausforderungen wie den Personal- und Fachkräftemangel, der besonders für kleinere Institute ein großes Problem darstellt, zu bewältigen.
In der Pressemitteilung über den neuen Rekordumsatz der DSGF haben Sie gesagt, dass die DSGF „das Marktfolge-Produktionszentrum für über 80 Prozent aller Sparkassen und damit ein entscheidender Partner der Institute geworden“ ist.
Wie könnte man die restlichen 20 Prozent überzeugen, ihre Marktfolge oder andere Leistungen auszulagern?
(lachend) Mit denen kommen wir hoffentlich auch noch ins Geschäft! Schließlich bietet die DSGF ihre Dienstleistungen allen Sparkassen an. Es obliegt jedoch jedem einzelnen Haus, ob es sich für die Inanspruchnahme dieser Dienste entscheidet. Trotzdem zeigt der beeindruckende Marktanteil von 80 %, dass unsere Kundinnen und Kunden von der Qualität und Effizienz der DSGF-Leistungen überzeugt sind.
Sie haben in der Pressemitteilung auch Beratungskonzepte für Sparkassen erwähnt. In welchen Bereichen benötigen die Institute aus Ihrer Sicht als Aufsichtsratsvorsitzendem der DSGF vermehrt Beratung?
Die DSGF bietet Beratung und Unterstützung bei der Implementierung von Releases der Finanz Informatik an. Wir erkennen darin ein neues Handlungsfeld, das wir intensiv vorantreiben. Diese Unterstützung kommt den Sparkassen zugute, da ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Umsetzung dieser Releases entlastet werden. Dadurch gewinnen sie wieder Zeit, sich verstärkt den Bedürfnissen ihrer Kundinnen und Kunden zu widmen.
Selbst Sparkassen mit weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern können somit den zahlreichen Regularien der Bankenbranche gerecht werden und sich gleichzeitig auf ihren Kernauftrag als Sparkasse konzentrieren: die Hausbank ihrer Region zu sein.
Kann die Gefahr bestehen, dass Sparkassen auf dem Weg zum vertriebsorientierten Institut und den Überlegungen, Leistungen auszulagern, ihre Kundinnen und Kunden aus den Augen verlieren?
Das Gegenteil ist der Fall. Das Herzstück jeder Sparkasse sind die Kunden. Dieses Verständnis ist tief in unserer DNA verankert. Die Auslagerung von Serviceprozessen bedeutet nicht, dass wir uns weniger intensiv um unsere Kundinnen und Kunden kümmern. Vielmehr gewinnen wir durch diese Maßnahmen zusätzliche Zeit, um unseren Kundinnen und Kunden die individuelle und qualitativ hochwertige Beratung zu bieten, die sie sich wünschen und verdienen.